Weihnachten ist ja bekanntlich auch die Zeit der Konzerte. Ich erinnere mich an Zeiten, da kam die ganze Familie zusammen. Man zog sich gut an und hatte eine Karte für die Oper. Mittlerweile ist die Oper bei uns zumindest nicht mehr im Pflichtprogramm. Und als Musiker entdecke ich vor allem zu dieser Jahreszeit viele kleine (und große) Schätze, die es wert sind, Gehör zu finden. Einer dieser bekannten Anlaufpunkte in Halle ist die Konzerthalle Ulrichskirche. Der Konzertveranstalter Ulf Herden schafft es immer wieder, internationale und regionale, bekannte und weniger bekannte Künstler dort zu versammeln. Und wie bereits seit sechs Jahren gehörte auch die Seldom Sober Company dazu.
Mit Irish Folk hatte ich bisher wenig am Hut. Ich denke dann immer an einen Leprachaun, der vor grünem Hintergrund in einem irischen Pub fiddelt und auf Tisch und Bänken tanzt. So oder so ungefähr. Nun trug es sich allerdings zu, dass ich Anfang Dezember beim Weihnachtssingen der Bürgerstiftung Halle zufällig einen Flyer für die Veranstaltung sah. Und einer der Musiker dort ist Manager und Musiker der Irish Folk Band. Also fragte ich Micha Proschek doch mal direkt, was es mit seiner Musik so auf sich hat. "Na dann komm doch mal vorbei!" antwortete er lachend. Nagut. Gesagt getan.
Also packte ich meine Kamera ein. Was nimmt man denn so mit bei einem Konzert?
Es ist hauptsächlich dunkel, auf der Bühne sich ständig änderndes hartes Licht, man hat einen ungewissen Steh- oder gar Sitzplatz, die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Haha, also genau die Herausforderung, die man sich zu Weihnachten als erfahrener Fotograf gewünscht hat. ;o) Also packe ich mal ein paar Lichtstarke Objektive ein. Am besten mit Zoom, um im richtigen Moment schnell reagieren zu können. Und sicherheitshalber mal ein Einbein-Stativ, damit ich etwas länger belichten kann und in der Kamera nicht den ISO voll aufdrehen muss. Außerdem ist es recht klein und handlich.
Noch sind die Gäste nicht da und ich kundschafte schon mal aus. Von wo was fotografieren, ohne aufzufallen oder die Sicht zu nehmen. Ich teste den Holzfußboden auf Knarzen und lege meine Schrittfolge fest. Es ist ein bisschen wie die strategische Planung für eine Undercover Mission. In welcher Reihenfolge wohin, welches Bild, welche Perspektive. Also stehe ich bei Lied eins unten, um erstmal zu beobachten. Bei Lied zwei auf der gegenüberliegenden Kirchenempore für ein paar Totalen. Bei Lied drei dann hinter dem Publikum. Und danach ein paar Musikerportraits von der Seite.
Im Wesentlichen hat das auch funktioniert. Ein paar Überraschungen gab es dann trotzdem. Zum Beispiel die Steptänzerinnen, eine seltene Nyckelharpa und eine wunderbare Sängerin und Showeinlagen. Und natürlich viele Witze und (irisch?) trockener Humor. Und
so war der Abend für die vollbesuchte Ulrichskirche ein sehr gelungener. Auch ohne die sonst für Weihnachten üblichen irischen Bräuche, wie Baden im Atlantik und das Bechern von herben Whiskey.
Am 25.12.2018 findet das nächste Weihnachtskonzert der Band um Michael Proschek, Nico Schneider, Kaspar Domke und dem Liedermacher Toni Geiling statt. Eine Karte lohnt sich in jedem Fall! Frohes
Fest!